Wichtige Getreidekrankheiten im Überblick

Wer Getreide anbauen möchte steht zunehmend vor großen Herausforderungen. Viele altbewährte Saatgutbeizen zur Regulierung von Pilzkrankheiten und tierischen Schädlingen gibt es nicht mehr, da die beinhalteten Inhaltsstoffe ihre gesetzliche Zulassung verloren haben.

Der Krankheitsdruck durch Gelbrost, Schneeschimmel oder Getreidehähnchen wird dadurch immer stärker.

Welche Krankheiten und Schädlinge im Getreide auftreten, anhand welcher Symptome sie zu erkennen sind und welche Bekämpfungsmaßnahmen es gibt, zeigt folgender Überblick.

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GETREIDEKRANKHEITEN

Echter Mehltau (Blumeria graminis)

Auftreten: Pilz an Weizen, Triticale, Gerste, Roggen und Hafer. Optimale Verbreitungsvoraussetzungen bei Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad, einer hohen Luftfeuchtigkeit, sowie geringer Sonneneinstrahlung und wenig Luftbewegung. Ein Befall in frühen Wachstumsstadien wirkt sich nachteilig auf die Bestockung und Kornanzahl aus. Werden die Pflanzen später infiziert, vermindert sich das Tausendkorngewicht. Bei einem Befall der Ähren sind Ertragsverluste von bis zu 25 Prozent möglich.

Symptome: Auf den Blättern und an den Blattscheiden kleine weiße Pusteln, die sich zu großflächigen Belägen entwickeln. Später häufig schwarze Fruchtkörper innerhalb des Belages. Da Gerste eine höhere Resistenz besitzt, treten statt der Beläge dunkelbraune Flecken auf, die scharf eingegrenzt sind und die Ausbreitung des Erregers vermindern. Die Abwehrnekrosen sind leicht mit anderen Krankheiten (Netzflecken oder Braunflecken) zu verwechseln.

Bekämpfung: Gutes Einarbeiten der Ernterückstände, sowie Entfernen des Ausfallgetreides. Außerdem resistente Sorten bzw. Sortenmixe mit unterschiedlichen Resistenzgenen wählen. Zurückhaltung in der Düngung. Eine direkte Bekämpfung mittels Fungiziden bei Weizen in den Wachstumsstadien 32 bis 61, bei Gerste, Triticale und Roggen in BBCH 32 bis 51.

Umfassende Informationen finden Sie in unserem Beitrag Echter Mehltau im Getreide.

Fusarium (Fusarium graminearum)

Auftreten: Pilzlicher Erreger, der an Weizen auftritt. Eine andauernd hohe Luftfeuchtigkeit in Kombination mit warmen Temperaturen fördert die Ausbreitung. Zum Zeitpunkt der Blüte ist Weizen am zugänglichsten für einen Befall: bei entsprechender Feuchte und mehrtägigen Temperaturen von 25 Grad ist ein Krankheitsausbruch sehr wahrscheinlich. Nach einer starken Frühinfektion bilden sich Schmachtkörner. Ein späterer Befall der Ähren führt zur Mykotoxinbildung, was Ursache für den wirtschaftlich größeren Schaden ist, da im Erntegut nötige Grenzwerte für die Futter- und Lebensmittelproduktion häufig nicht mehr eingehalten werden können.

Symptome: Rosafarbenes Pilzmyzels, das die Ähren überzieht. Die betroffenen Pflanzenteile verlieren ihre Farbe und bleichen aus. Je nach Infektionszeitpunkt und Besiedlungszeitraum kann es zu einem vollständigen Ährenbefall (Ährenfusariosen) kommen.

Bekämpfung: Vor Weizen keinen Mais anbauen, da der Pilz bevorzugt an Maisstoppeln überdauert. Eine sorgfältig wendende Bodenbearbeitung oder besonders intensive Zerkleinerung der Stoppeln durchführen und resistente Sorten wählen. Eine chemische Bekämpfung von Ährenfusariosen ist ausschließlich zum Zeitpunkt der Blüte, zwischen BBCH 61 und 65, möglich.

Hier geht es zu unserem detaillierten Bericht über Fusarium.

Gelbrost (Puccinia striiformis)

Auftreten: Infiziert in erster Linie Weizen, Gerste und Triticale. Da er gut angepasst ist und keine Zwischenwirte benötigt, zählt er in unserem Klima zu der bedrohlichsten Art aller Rostpilze. Anders als Braunrost (puccinia triticina), tritt er vor allem bei nass-kaltem Wetter auf. Ein früher Befall wirkt sich auf das gesamte Pflanzenwachstum aus: die Bestandesdichte verringert sich und die betroffenen Blätter sterben ab. Da die Photosyntheseleistung zurückgeht, werden weniger Körner gebildet. Sind zusätzlich die Ähren befallen, sinkt das Gewicht der Körner. Im schlimmsten Fall ist mit Ertragseinbußen von über 50 Prozent zu rechnen.

Symptome: Orange-gelbliche Pusteln auf den Blättern, die zu Beginn entweder vereinzelt oder in Nestern, unregelmäßig im Bestand auftreten. Später sind sie streifenförmig oder perlschnurartig angeordnet und können auf der Blattspreite und auf der Ähre der Pflanzen sitzen.

Bekämpfung: Neben einer intensiven Stoppelbearbeitung, unbedingt Ausfallgetreide beseitigen. Sortenwahl beachten. Während des Pflanzenwachstums reduziert Stickstoff düngen. Ab BBCH 31 Einsatz azolhaltiger Fungizide, Kombinationsprodukte ab dem Erscheinen des letzten Blattes.

Für genauere Infos lesen Sie gerne unseren ausführlichen Beitrag über Gelbrost.

Ramularia-Sprenkelkrankheit (Ramularia collo cygni)

Auftreten: Tritt seit 1995 verstärkt in Deutschland an Gerste auf. Bis vor einigen Jahren waren vorrangig die südlichen Bundesländer betroffen, heute ist der Pilz auch im Norden ein Problem. Hohe Sonneneinstrahlungen und verstärkte Feuchtigkeit im Mai/Juni fördern die Ausbreitung. Eine warme und taufeuchte Witterung über einen Zeitraum von 24 Stunden reicht aus, um den Befall rapide steigern zu lassen. Eine Infektion wirkt sich sowohl auf die Quantität, als auch auf die Qualität aus. Bei einem hohen Befallsdruck ist von Ertragsverlusten zwischen zwanzig und fünfzig Prozent auszugehen.

Symptome: Anzeichen zumeist erst nach dem Ährenschieben: ein bis fünf Millimeter groß kastanienbraune Flecken auf Blattspreite und Blattscheide. Die Flecken sind durch die Blattadern begrenzt und von einem gelben Hof umgeben. Anders als bei den Netzflecken, sind sie auf der belichteten Seite dunkler als auf der Unbelichteten. Bei einer Befallszunahme grenzen die Blattflecken direkt aneinander und können das ganze Blatt überziehen.

Bekämpfung: Kein Saatgut aus Nachbaubeständen, die einen starken Ramulariabefall aufwiesen, verwenden. Resistente Sorten anbauen. Anpassen bzw. Erweiterung der Fruchtfolge. Maßnahmen ergreifen, die dem physiologischen Stress entgegenwirken: eine ausgewogene N-Düngung und eine gute Bestandesdichte erreichen.

Weitere hilfreiche Informationen zu Ramularia.

DTR-Blattdürre (Pyrenophora tritici-repentis)

Auftreten: Weltweit vorkommender Pilz, der neben Weizen auch Roggen und Triticale befällt. Eine warme Witterung zwischen 20 und 25 Grad bei einer gleichzeitigen Blattnässe von mindestens 6 Stunden liefert optimale Bedingungen für eine Infektion. Gewinnt vor allem bei Mulchsaat und einem großen Weizenanteil in der Fruchtfolge an Bedeutung. Kann hohe Ertragsverluste nach sich ziehen.

Symptome: Infektion zumeist im April/Mai ausgehend von Fruchtkörpern, die auf Ernterückständen im Boden überdauern. Auftreten von dunklen Verfärbungen zunächst an den bodennahen Blättern. Es folgen deutliche Flecken mit einem gelben Rand. Später fließen sie zu Nekrosen ineinander über.

Bekämpfung: Ausgewogene Fruchtfolge (kein Weizen nach Weizen) und intensive Stoppelbearbeitung. Da der Erreger ein hohes Vermehrungspotential besitzt, wird der Einsatz von Fungiziden bereits ab einer Befallshäufigkeit von 10 % (von 20 Blättern sind 2 befallen) empfohlen.

Zum Weiterlesen empfehlen wir einen Beitrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Blattdürre (Septoria tritici)

Auftreten: Gehört zu den wichtigsten Blatt-Krankheiten in den gemäßigten Breiten. Tritt vor allem an Weizen auf. Der Pilz kann sich schon bei Temperaturen ab 4 Grad verbreiten. Ideal sind allerdings Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad in Kombination mit einer eintägigen Blattnässe. Je kühler es ist, desto länger anhaltende Nässe benötigt er. Eine Infizierung hat eine geringere Kornanzahl, sowie eine Reduzierung der Tausendkornmasse zur Folge. Ertragseinbußen bis 30 Prozent sind möglich.

Symptome: Ab dem zeitigen Frühjahr bilden sich auf den unteren älteren Blättern ovale gelb- oder grau-grünliche Flecken. Später treten sie auch auf den jüngeren Blättern und auf den Blattscheiden auf und fließen zu unregelmäßig geformten Nekrosen zusammen. Innerhalb der Flecken sind dunkelbraune Fruchtkörper zu erkennen, die in Reihe angeordnet sind. Je nach Stärke des Befalls vertrocknen die Blätter und sterben ab. Häufig treten gleichzeitig andere Krankheiten (S. Nodorum, DTR-Blattdürre) auf.

Bekämpfung: Intensive Bearbeitung der Erntereste, um überdauernden Erreger die Lebensgrundlage zu entziehen. Entfernung des Ausfallgetreides. Reduzierung des Weizenanteils in der Fruchtfolge. Weniger anfällige Sorten wählen und spät, dabei nicht zu eng, säen. Fungizid-Einsatz bei 40 Prozent Befallshäufigkeit zwischen BBCH 32 und 37.

Zum Weiterlesen empfehlen wir einen Beitrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Blatt- und Spelzenbräune (Phaeosphaeria nodorum, Septoria nodorum)

Auftreten: An Weizen und Triticale. Das Optimum für eine Infektion liegt bei Temperaturen über 10 Grad, einem kräftigen Niederschlag plus anschließender hoher Luftfeuchtigkeit. In regenreichen Jahren breiten sich die Erreger epidemisch aus. Dann kann der Kornertrag um bis zu 50 % geringer ausfallen.

Symptome: Zum Schossbeginn Bildung kleinerer Flecken im unteren Blattbereich – häufig mit einem gelben Hof. Später auf allen Pflanzenteilen, insbesondere den Blattachseln. Innerhalb der Flecken sind honigbraune Fruchtkörper zu sehen. Befallene Blätter sind in ihrer Photosynthesleistung eingeschränkt und bilden weniger Kohlenhydrate. Verwechslungsgefahr mit anderen Krankheiten (Septoria-Blattdürre und DTR-Blattdürre).

Bekämpfung: Erntereste sorgfältig bearbeiten, weniger anfällige Sorten wählen, auf gesundes Saatgut achten, spätere Saat, nicht zu dichte Bestände, Lager vermeiden. Getreidefungizide können mehrfach angewendet werden.

Zum Weiterlesen empfehlen wir einen Beitrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Halmbruchkrankheit (Pseudocercosporella herpotrichoides)

Auftreten: Je nach Stamm des pilzlichen Erregers entweder an Weizen oder an anderen Getreidearten. Milde Winter und eine feucht-kühle Witterung im Frühjahr fördern die Ausbreitung. Die Infektion der Pflanzen erfolgt im Herbst durch Konidien, die in Ernteresten bis zu zwei Jahre überdauern können. Je mehr Getreide die Fruchtfolge beherrscht, desto größer ist die Gefahr eines Befalls. In Kombination mit einem feucht-kühlen Anbaujahr kann die wirtschaftliche Bedeutung sehr groß werden.

Symptome: Der Erreger durchwächst die Blattscheide und besiedelt die Halmbasis. Durch die Unterbrechung der Nährstoffzufuhr tritt häufig Weißährigkeit auf. Halmbrechen ist seltener zu beobachten.

Bekämpfung: Enge Getreidefruchtfolgen vermeiden, Ausfallgetreide beseitigen und weniger anfällige Sorten verwenden. Fungizide sind möglich, aber schwierig einzusetzen, da zum möglichen Spritzzeitpunkt die Krankheit oft noch nicht erkennbar ist.

Zum Weiterlesen empfehlen wir einen Beitrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Rhynchosporium-Blattflecken

Auftreten: Eine der wichtigsten Blattkrankheiten der Gerste. Auch an Roggen und Triticale möglich. Tritt weltweit auf. Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad, eine anhaltende Blattnässe und eine niedrige Lichtintensität fördern eine Infektion durch die in Ernterückständen oder im Saatgut überdauernden pilzlichen Erreger. Ein starker Befall führt zu reduzierter Kornentwicklung. Ernteverluste von 10 bis 15 Prozent möglich.

Symptome: Im Frühjahr ovale, gräuliche Flecken an den unteren Blättern, den Blattscheiden und in den Blattachseln, die durch einen braun-rötlichen oder gelben Rand vom gesunden Gewebe abgegrenzt sind. Bei stärkerer Ausbreitung gehen die Nekrosen ineinander über und überziehen das gesamte Blatt. Dadurch verringert sich die Assimilationsfläche.

Bekämpfung: Bei der Fruchtfolgegestaltung reduziert Gerste einsetzen. Auf Gerste sollte kein Roggen bzw. auf Roggen keine Gerste folgen. Weniger anfällige Sorten einsetzen und intensive Bearbeitung der Ernterückstände. Nicht zu dichte Bestände, um anhaltenden Blattfilm zu vermeiden. Fungizide zwischen BBCH 37 und BBCH 69 verwenden.

Zum Weiterlesen empfehlen wir einen Beitrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Schneeschimmel (Microdochium nivale)

Auftreten: Der Pilz infiziert vor allem Roggen- und Weizenkeimlinge. Zu einem bedeutenden Befall kommt es bei einer kalten Witterung (0 bis 7 Grad) in Kombination mit einer hohen Luftfeuchtigkeit, wie z. B. eine lang anhaltende Schneedecke auf einem nicht gefrorenen Boden. Im schlimmsten Fall folgt eine starke Auswinterung, die einen Umbruch nötig macht.

Symptome: Im Herbst lückiger Bestand mit verkümmerten Keimlingen. Später abgestorbene, korkenzieherartig verdrehte Pflanzen, die von einem weiß-rosafarbenen Myzel überzogen sind und zusammenkleben. Teilweise sind darin schwarze Fruchtkörper erkennbar.

Bekämpfung: Gutes Einarbeiten von Ernterückständen sowie die Verwendung von gesundem Saatgut. Auf gefährdeten Flächen kein Getreide nach Getreide anbauen. Genügend Kalium für die Entwicklung einer höheren Pflanzenresistenz. Stickstoffmengen reduzieren, um das Pflanzenwachstum im Herbst zu regulieren.

Zum Weiterlesen empfehlen wir einen Beitrag der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

TIERISCHE SCHÄDLINGE

Getreidehähnchen

Auftreten: Käfer bzw. Larven, die vor allem an Weizen, Gerste und Hafer auftreten. Bedeutende Ertragseinbußen sind selten zu erwarten, da die Schädlinge es in der Regel nicht schaffen, so viel Blattgewebe zu zerstören, als dass es sich entscheidend auf die Funktionsfähigkeit der Pflanze auswirkt. Erst wenn mehr als zwanzig Prozent des Gesamtblattes betroffen sind, ist mit einem Ertragsverlust von zehn Prozent zu rechnen.

Symptome: Schäden in erster Linie durch die Larven: von Mai bis Juni streifenförmiger Fensterfraß zwischen den Blattadern der oberen Blätter und des Fahnenblattes.

Bekämpfung: Vorbeugende Maßnahmen gegen die Schädlinge können mit relativ wenig Aufwand eingesetzt werden. Dazu zählen z. B. die Förderung natürlicher Feinde, die Verringerung der Bestandesdichte, sowie eine minimierte und bedarfsbezogene Stickstoffdüngung.

Noch mehr Tipps zum Getreidehähnchen erhalten Sie in unserem Blogbeitrag.

SAATGUTBEHANDLUNG
GRAINGUARD

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